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"Die Sprache gewinnt an Wert, wenn schöne Geister sie zur Hand nehmen und
anwenden, die sie nicht sowohl umgestalten, als ihr kraftvollere und
vielgestaltigere Dienste abgewinnen, sie dehnen undgeschmeidig machen.
Sie bringen keine neuen Worte, aber sie bereichern die vorhandenen,
vertiefen ihre Bedeutung, verleihen ihrem Gebrauch größere Fülle und
Kraft und lehren sie neue und ungewohnte Wendungen, doch mit Bedacht
und Vorsicht“
Montaigne
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Historische
Aufführungspraxis und die Suche nach dem "Original"-Klang ist unsere
Leidenschaft. Doch werden Begriffe oftmals abstrakt und verkürzt
verwendet. Was ursprünglich für Lebendigkeit und Aufbruch stand,
wendet sich, pauschal und formelhaft verstanden, zu Einheitlichkeit,
Allgemeinheit und Regelhaftigkeit, so auch im Bereich des
Tasteninstrumentariums: Ordnung anstelle des ursprünglichen Chaos,
Konsens statt Kontingenz. Als Beispiel möchte ich die aktuelle
Rezeption von Mozarts Klaviermusik auf Hammerflügel nennen. Die seit
den 80ger Jahren als Technische Zeichnung und Kopie verfügbaren
Instrumente waren damals revolutionär, Klang und Gestaltung bedeuteten
Lebendigkeit und musikalischen Aufbruch. Der Kenntnisstand der 1980ger
Jahre wurde jedoch bald universalisiert, die Verschiedenheit der
Instrumenten- und Mechanikmodelle gleichsam ausgeblendet. Schöne
Komplexität, Verschiedenartigkeit und Vielgestaltigkeit scheinen
unserem konventionellen Musik-Betrieb im Wege zu stehen. Musiker,
Hochschulen und Veranstalter investieren meist in ein universelles
Instrumentarium welches auf allgemeinem Konsens beruhen muss um
normierbar und vergleichbar zu sein. Seit mindestens zehn Jahren ist
bekannt, dass sowohl Mozarts Hammerflügel als auch die weiteren frühen
Walter- Instrumente ursprünglich eine Stoßmechanik aufwiesen. Diese,
die bisherige Rezeption grundlegend in Frage stellende Erkenntnis, ist
bis heute nicht "durchgesickert", statt dessen wird weiterhin
überwiegend ein Universal- Instrument in der Charakteristik des frühen
19.Jh für die Darstellung der Musik des 18. Jh. verwendet. Wir möchten
also für "historische Aufführungspraxis" "lebendiger Klang" setzen. Musik im Spannungsfeld von
Instrument, Text und Gestaltung lebendig darzustellen ist für uns ein
Weg der Kontingenz, unausschöpfbar, vielfältig, komplex und
vielaspektig wie die Ordnung des Lebens, rätselhaft, mit
intellektuellem Zugriff nicht ganz erfassbar. Ebensowenig ist der Klang
eines Instruments allein von der Akustik und Funktionalität abhängig.
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